4. Diese fiesen spitzen Zähnchen

Viele Erst-Hovawartbesitzer sind komplett überfordert, wenn ihr wilder Welpe plötzlich seine fünf Minuten bekommt und in alles reinbeisst, was er so findet. Dabei macht er auch nicht vor Hosenbeinen oder zarten Kinderarmen Halt und das darf natürlich nicht sein!

Auf in den Kampf! Nun finden es nicht wenige Hovawarte sehr lustig, wenn man sie in so einer Situation körperlich oder stimmlich streng maßregelt, denn das bedeutet, Sie gehen auf ihren initiierten Kampf ein und machen mit. Hurra! Ziel erreicht, zumindest für den Hund. Die Beisserei wird noch schlimmer. Solange die spitzen Welpenzähne da sind, tut das auch noch verdammt weh. Wer hier als Mensch  zurückweicht oder sogar Angst zeigt, hat definitiv verloren!

Wie also am Besten vorgehen? Warum beissen sie so wild um sich? Bestimmt nicht, weil sie aggressiv sind! Sondern sie haben einfach erstens eine unbändige Energie, die irgendwo hin muss. Zweitens testen sie damit gerne die Führungsqualitäten ihres Menschen, also in dem Alter ganz einfach, wie weit sie gehen können. Drittens jucken die Zähne bis zum Zahnwechsel fürchterlich, eigentlich schmerzt der ganze Kiefer, und so reagieren sich Welpen an allem ab, was sie finden.  Viertens haben Hovawarte kein „weiches Maul“ wie Retriever, sondern sie setzen gerne ihre Zähne ein, kämpfen und zergeln, um sich abzureagieren. Das können wir uns zunutze machen!

Energie umlenken: Wenn ihr Welpe/Junghund in irgendetwas beisst, was Sie so nicht wollen, können sie ihn kurz dem Wesen des Welpen angepasst korrigieren (dazu weiter unten mehr). Dann haben Sie immer einen alten Lappen o.ä. dabei, mit dem sie seine Energie sofort umlenken können und Sie zergeln kurz mit ihm mit diesem Lappen. Dieses Spiel können Sie immer weiter ritualisieren. Im Laufe der Zeit spielen Sie mehrmals täglich so mit ihrem Welpen aber Sie bestimmen das Anfang und das Ende. So werden die Bedürfnisse des Hundes befriedigt und alles läuft in einem gewissen Rahmen ab. Er darf dabei auch ruhig gewinnen! Das Ende kann dann zum Beispiel der Tausch gegen einen Keks sein.

Hausleine dran: läuft ihr Welpe Kindern oder der Katze nach und will sie fangen, hat er ab sofort eine 1-2 Meter lange Hausleine um, mit dem sie ihn von seinen Plänen abhalten können. Kleine Kinder und der Welpe sind NIE ohne Aufsicht eines Erwachsenen zusammen. Korrekturen von kleinen Kindern wird der Welpe nie akzeptieren (ausser man hat extrem hundeerfahrene und selbstbewusste Kinder) und die oben beschriebene unglückliche Spirale setzt sich in Gang. Daher sind Welpen, die noch keine Regeln kennen, sehr unpassende Spielpartner von kleinen Kindern.

Harte Kaugegenstände: Tipp: ihr Welpe hat immer ausreichend harte Kaugegestände zur Verfügung, auf denen er immer und jederzeit kauen kann. Dann benötigen Sie nur noch etwas Geduld, bis alle Milchzähne weg sind und schon hat der „Beisserei-Spuk“ weitesgehend ein Ende!

Beisshemmung: Übringens: bereits beim Züchter sollte der Welpe eine gute Beisshemmung erlernt haben. Bedeutet, er darf sanft auf den Fingern kauen, wird aber sofort korrigiert, wenn er es zu fest macht. Dies sollten sie weiter üben, zum Beispiel abends mit dem Welpen auf dem Schoß und in eher ruhiger Stimmung. Schon bald wird er verstehen, wie weit er gehen darf.

Was heisst nun „angemessen korrigieren“? Beim Trainieren der Beisshemmund genügt oft ein kurzer spitzer „Aua“-Schrei und ein Wegnehmen des Fingers bzw. der Hand. Etwas härter gesottenen Kandidaten kann man auch mal einen kräftigen Schnauzengriff geben, allerdings sollte man wissen, wie das geht.  Ist der Welpe in wilder Stimmung, kann man ihn kurz an der Brust weg schubsen und mit einem deutlichen „Hey“ oder „Lass das“ verbinden. Wie oben schon geschrieben, heizt das manche aber erst so richtig an. Für diese Notfälle habe ich immer einen Bereich, wo ich den Welpen hin verfrachten kann. Eine Box, einen Zimmerzwinger, einen abgetrennten Raum zum Beispiel. Kann sich mein Welpe überhaupt nicht beruhigen, schnappe ich ihn und verfrachte ihn dort hinein. Erstens ist dann das Spiel aus, zweitens ist er dort alleine und wird das richtig blöd finden. Verhält er sich ruhig und konnte sich runterfahren, darf er dort auch schnellstmöglich wieder raus.

Seitstellung: eine weitere Möglichkeit ist, den Welpen in so einer Situation z.B. in einer Seitstellung festzuhalten, damit er runterfahren kann. Dies ist äussert nützlich und hilft auch später noch bei vielen Erziehungsproblemen. Auch das kann Ihnen ihr Züchter zeigen, genauso wie einen angemessenen Schnauzengriff.

Hier lest Ihr alles über die Erlebnisse unseres Rudels!